III. Die Revolution von 1848/49
In der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es in Deutschland starke liberale und demokratische Oppositionsbewegungen, deren gemeinsame Forderung die nationalstaatliche Einigung ist. Die jeweiligen Reformvorstellungen gehen jedoch so weit auseinander, daß ihre Umsetzung in praktische Politik während der Revolution von 1848/49 unmöglich wird.
Vor dem Hintergrund einer europäischen Wirtschaftskrise und der Pariser Februarrevolution kommt es im März 1848 in Berlin und Wien zu Aufständen, so daß die deutschen Fürsten sich zu Konzessionen gezwungen sehen. Liberale Verfassungen und die Einsetzung liberaler sogenannter Märzministerien sind die Folge der Unruhen.
Die politisch gemäßigte Mehrheit des unmittelbar aus der revolutionären Bewegung entstandenen Vorparlaments in Frankfurt strebt die Wahl eines Nationalparlaments in Übereinstimmung mit den einzelnen Regierungen an. Die Ende April gewählte Nationalversammlung wird am 18. Mai in der Frankfurter Paulskirche mit einer Mehrheit der liberalen Mitte eröffnet. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Schaffung einer nationalen Verfassung und einer zentralen Regierungsgewalt.
Insbesondere am Konflikt über die schleswig-holsteinische Frage zeigt sich, daß es der Nationalversammlung nicht gelungen ist, der Zentralgewalt Macht und Autorität zu verleihen.
Als im September 1848 die Beratungen zur deutschen Verfassung beginnen, ist das zentrale Thema zu nächst die territoriale Abgrenzung des deutschen Nationalstaates.
Nachdem die ”großdeutsche” Lösung, die eine Einbeziehung Deutsch-Österreichs vorsieht, scheitert, bietet die Nationalversammlung dem preußischen König die Kaiserwürde eines ”kleindeutschen" Nationalstaates an. Doch Friedrich Wilhelm IV. lehnt ab. Er spricht sich gegen die Reichsverfassung aus, so daß es im Frühjahr 1849 zu neuen Aufständen kommt. Ein großer Teil der liberalen Abgeordneten verläßt die Nationalversammlung. Das im Anschluß in Stuttgart tagende ”Rumpfparlament” wird vom Militär gewaltsam aufgelöst.
Mit Hilfe des eingesetzten Deutschen Bundes werden die politischen Errungenschaften der Revolution wieder rückgängig gemacht. Die deutsche Revolution scheitert insbesondere an dem Problem der deutschen Einheit, dem preußisch-Österreichischen Dualismus, der die Politik der folgenden Jahrzehnte bestimmt.