I. Politische Neuordnung und Wiener Kongreß (1800 - 1815)
Die politische und soziale Ordnung Deutschlands gerät an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in eine tiefe Krise. Im Gegensatz zur politisch straff organisierten französischen Nation zeigt sich das Reich als ein loser Staatenbund, zersplittert in Hunderte von Territorien. Im Innern hemmen starre Standesschranken die soziale und wirtschaftliche Entwicklung.
Den Siegen der französischen Armeen in den Koalitionskriegen folgt die Neugestaltung des Reiches unter französischer Federführung. Die Gründung des Rheinbundes besiegelt das Ende des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation".
Ursache des politischen Untergangs ist vor allem die Kluft zwischen Staat und Gesellschaft. Die preußischen Reformen (Stein-Hardenberg) zielen darauf ab, das Interesse des Bürgers am Staat und an der Nation zu wecken, die Einführung eines verfassungsmäßigen repräsentativen Systems wird jedoch durch die reaktionäre Politik nach dem Wiener Kongreß verhindert.
Die Sozialreformen in den napoleonisch beeinflußten Rheinbundstaaten dienen primär der Errichtung einer zentralistischen Verwaltung, während das nach 1815 eingeführte Repräsentativsystem hier eine fortschreitende politische Emanzipation ermöglicht. Dagegen verharrt Österreich noch ganz im absolutistischen System.
Das Bündnis zwischen Volk und Krone während der Befreiungskriege ist nur von kurzer Dauer, denn die Ergebnisse des Wiener Kongresses machen die Hoffnungen der Patrioten auf einen Nationalstaat zunichte. Der neu gegründete Deutsche Bund ist nicht mehr als ein loses Fürstenbündnis, dessen innenpolitisches Hauptziel die Durchsetzung der reaktionären Prinzipien des Wiener Kongresses (Fiestauration/Legitimität/Solidarität) ist.